Sonntag, 23. Juni 2019

Einmal das OCR Maxi Menu, bitte...


Meine internationale OCR-Erfahrung beschränkt sich bisher auf Österreich. Das ist aber - gefühlt - nicht wirklich Ausland. Um diesem Umstand einmal Abhilfe zu schaffen dachte ich mir, dass es eine gute Idee ist, mich am Wochenende 15./16.6. nach Nijmegen zu begeben zu einem FETTEN OCR-Wochenende beim Strong Viking.

Die Niederlande sind das Mutterland von Strong Viking und ich finde, das merkt man auch. Es war ein Vollgas-Event und die Jungs von SV haben das ganze Wochenende Party gemacht. Es lief dauernd Musik mit fetten Bässen, lauter lachende Gesichter um einen herum und eine sehr große Anzahl von Zuschauern - oft Familien mit Kindern - verliehen der Veranstaltung eine ganz besondere Atmosphäre. Diese geniale Stimmung in Kombination mit anstrengenden sportlichen Challenges und einem weltklasse Elite-Wettkampf im OCR-Sport, nämlich den OCR Series World Finals, haben das Wochenende zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lassen.

Ich wollte aber nicht nur Spaß haben, sondern auch eine Grenze testen. Mein Programm sah an beiden Tagen jeweils zwei Läufe vor, sodaß ich so dicht wie möglich an die 60km herankomme. Für alle Läufe zusammen hatte ich mir ein eigenes Zeitlimit von 10 Stunden gesetzt. Außerdem wollte ich mir das Gros der Strong Viking Medaillen abholen. OK, ich geb's zu - ich mach das alles nur der Medaillen wegen...und weil man danach so schön platt ist.

Am Freitag Abend kam ich - nach knapp 7 Stunden Fahrt - im Hotel "de zeven Heuvelen" in Groesbeek an. Ein nettes kleines Hotel, in dem es sogar eine Sauna gab, die ich jedoch nicht in Anspruch genommen hatte. Ausstattung und Frühstück waren ok. Da ich am Freitag schon recht zeitig ins Bett gegangen war, wurde ich am Samstag auch entsprechend früh wach und merkte schnell, dass es draußen Bindfäden regnete. Allerdings entsprach das der Vorhersage, sodass ich nicht wirklich überrascht war.

Das Frühstück war ein bisschen spät, sodass ich mich beeilen musste. Allerdings erreichte ich dann pünktlich das Event-Gelände und konnte mir noch den Start der Vikings um 10 Uhr anschauen, bevor es für mich 10:20 Uhr zum ersten Mal losging. Im Startbereich hinter der 3m Wand wurden wir von "Give me an ORAAH for"-Synthia aufgewärmt. Hier lernte ich eine neue Übung kennen - ich nenne sie den "Aggro-Hampelmann", denn wir haben sie im Takt zur Technomucke gemacht :) War lustig. Es folgte der Viking Haka, der den Start-Countdown einleutete und dann gings los.

Man muss wissen, dass das Event-Gelände in Nijmegen an einem See liegt, um den man in verschiedenen Richtungen herum läuft. Es hat bei mir sage und schreibe 3 von 4 Läufen gedauert, bis ich die Orientierung hatte. Das ist eigentlich ungewöhnlich, da ich mich recht gut zurechtfinde und die Örtlichkeiten meist gut einschätzen kann. Naja, aber im Prinzip ist das auch nicht wichtig. Alles, was man wissen muss, ist, dass man auf einer 20km-Strecke ist und dass es vorbei ist, wenn man angekommen ist.

Beast Nr. 1 am Samstag war der coolste Lauf. Die Strecke war noch einigermaßen laufbar - natürlich auch wegen der noch vorhandenen Energie, aber das ist eine andere Geschichte. Trotz des Regens an den Vortagen ging es gut voran. Die Mud-Areas hingegen ließen schon erahnen, worauf es später hinauslief. Überhaupt gab es für eine Water Edition extrem viel Mud. Natürlich wurde man an den einschlägigen Wasser-Hindernissen auch immer wieder sauber - ich sag nur: Flying Ragnar, 4 mal! :) Aber größtenteils war es doch gaaanz schön schlammig! Zum Glück hatte die Strecke keine nennenswerten Höhenmeter. Diese Kombination wäre wohl tödlich gewesen...Mit dem Schlamm ging eine andere Schwierigkeit einher: Verdreckte Hangel-Hindernisse. Eine Monkey-Snake mit anschließenden Monkey Bars wird extrem viel schwerer, wenn man immer droht abzurutschen. Aber es geht.


Auf der Strecke traf ich immer mal wieder Sarah, die verdammt schnell an mir vorbeizog, nur damit ich sie am nächsten Hindernis wieder einholte. So wechselten wir uns immer wieder ab. Am Ende im Ziel erzählte Sie mir, dass sie letztes Jahr bei Getting Tough den 2. Platz geschafft hatte, was mir erstmal den Unterkiefer runterklappen ließ :)

Zu den Hindernissen gibts nicht viel zu sagen - Strong Viking eben, einfach genial. Die Kombi Ice Axe / Berserker Crawl am Ende ist der Hammer, obwohl Ice Axe für mich schon deutlich besser lief diesmal. Berserker Crawl, no chance! Aber vielleicht strenge ich mich auch nicht genug an. Ich gebe zu, dass es am Ende eines Beasts verlockend ist, einfach nochmal 10 Burpees rauszuhaun, statt sich da durch zu quälen. Vielleicht sollte das Hindernis irgendwo zentraler auf der Strecke stehen, so wie der Weaver. Den liebe ich heiß und innig, besonders den Teil in der Mitte unter dem Netz. Der Weaver ist ein Paradebeispiel für "Technik ist alles". Strong Wall und Log Climb - beide genial! Und natürlich der Fjord Drop. Den konnte ich an diesem Wochenende dreimal machen und der wird einfach nicht langweilig. Und dann - wo man am weitesten vom Start- und Zielbereich entfernt ist - wird es ländlich und man läuft: ........... durch einen Kuhstall :) :) Ich muss gestehen, das hat mich wieder aufgebaut und eine Weile gen Ziel getragen. Auf dem Rückweg gabs dann noch eine richtig lange Tyrolean Traverse (über ein Gewässer). Die hatte es ganz schön in sich.

War man wieder im Start- Zielbereich zurück, kamen besagte Hammer-Hindernisse und dann ging es auch schon das erste Mal über die Walhalla Stairs! Das war fast wie bei einem Iron Viking, bei dem man genau weiß, dass man noch zweimal hier vorbeikommt. Ok, runter, Torque geholt, Bier geholt, gewartet, bis Sarah ankam und noch ein paar Worte mit Ihr gewechselt. Dann hieß es: Vorbereiten für den Warrior. Die Startzeit war eigentlich für 14:20 Uhr angesetzt, aber da ich die erste Runde in 2:42h geschafft hatte, reichte die Zeit für das Bier und den Zwischendurch-Riegel so, dass ich schon 14:00 Uhr loslaufen konnte. Meine Idee war, dass ich für diese Runde unter 2 Stunden bleiben wollte.

Allerdings stellte sich heraus, dass das schlicht utopisch war. Zum Einen waren vorher bereits mehrere Beast- und Warrior-Wellen über die Strecke gebügelt und hatten ihr ein neues Feel verpasst. Richtig viel Matsch! Alles was vorher an Mud-Area noch einigermaßen passierbar war, hatte nun seine Konsistenz deutlich verändert und sich komplett verflüssigt. Zum Anderen machten sich bei dieser Runde die Staus an den Hindernissen so richtig bemerkbar. Besonders an der Tyrolean Traverse stand ich echt lang. Als kleines zusätzliches Mind-Fuck-Feature kam die Abkürzung hinzu, die die große Beast-Schleife vom Warrior abtrennt. Diese Abkürzung bestand aus einem viel zu langen Stück Joggen auf Teer. Der Warrior war eh schon gut ein und einen halben Kilometer länger als ausgeschrieben, aber all diese Umstände zusammen machten ihn zu einer ganz schönen Hängepartie.

Unterwegs habe ich immer wieder auf die Uhr geschaut. Ich wollte sub 2h laufen und die Minuten zerrannen mir unter den Füßen. Schließlich war ich nicht mehr frisch und musste auch gegen meinen Körper kämpfen bzw. ihm immer wieder gut zureden. Nach gut 2:28h kam ich im Ziel an und war heilfroh, das Programm des ersten Tages hinter mich gebracht zu haben. Allerdings war ich nicht glücklich, wußte ich doch, dass ich mehr Zeit gebraucht hatte, als ich wollte und die große Rechnerei für Tag 2 ging los. Aber erstmal hieß es nun power-chillen, um am nächsten Tag wieder fit genug zu sein, um den Rest des Programmes durchzuziehen.

Nachdem ich während des Warriors schon die ganze Zeit über den See schallen hörte, daß um 18:30 Uhr die OCR Series ihr großes Finale für diese Saison hat, wollte ich mir dieses Spektakel nicht entgehen lassen, zumal sich Stefan - wie schon letztens berichtet - qualifizieren konnte und auch mit am Start war. Also holte ich mir nachdem ich mich umgezogen hatte erstmal zwei Viking Burger  und lud Proteine und auch ein paar Kohlenhydrate nach. Ihr glaubt gar nicht, wie schnell die weg waren. Dann machte ich mich auf die Suche nach Stefan und fand ihn schließlich beim Athlet-Briefing unterm Red-Bull-Zelt. Wir quatschten ein bisschen und wollten eigentlich am nächsten Tag den Beast zusammen laufen, was jedoch leider nicht geklappt hat...


Dann wohnte ich dem Start der Series Athleten bei und muss gestehen, dass es nochmal etwas anderes ist, wenn man die Jungs und Mädels losfetzen sieht. Ich denke, dass ich mit unter 3h für einen Beast beim Strong Viking nicht allzu schlecht unterwegs bin, aber wenn ich sehe, dass der Sieger, der dieses Jahr kein geringerer als Jonathan Albon war, diese Distanz in 1:28h abreißt, dann komme ich mir echt klein vor. Und das ganze dann auch noch mit mehr und deutlich schwereren Hindernissen auf der Strecke, die "normale" Beast-Starter nicht absolvieren mußten. Das Schöne ist, dass ich ein paar nette Eindrücke sammeln konnte und mich ehrlich gesagt gewundert habe, dass es auch bei den Elite-Athleten zu Stau am Hindernis kommt. Nachdem der Sieger dann im Ziel war, habe ich mir den dritten Viking Burger eingeschmissen und bin danach Richtung Hotel abgedüst, wo ich mich an diesem Abend recht schnell ins Traumland verabschiedet habe. Allerdings erst nach einer ausgiebigen Faszien-Rollen-Session. Ich hatte leider kein Magnesium dabei. Das wäre auch noch gut gewesen, aber es sollte auch ohne gehen. Überhaupt war ich relativ überrascht, wie "unverkrampft" ich unterwegs war.

Am nächsten Morgen war ich wieder deutlich vor dem Frühstück wach und musste mich dann allerdings beeilen, weil ich noch zeitiger starten wollte - nämlich schon um 9:40 Uhr. Also musste alles knapp und zügig gehen - ein Vorteil, wenn man das Timing eines Events komplett in den eigenen Händen hat. Schließlich schaffte ich es wieder pünktlich zum Start und Synthia heizte uns ordentlich mit den Aggro-Hampelmännern und einigen anderen Übungen ein. Dann kam wieder der Viking Haka und gleich danach ging es los. Dadurch, dass ich das nun schon zum dritten Mal gemacht hab und durch die Beschallung quer über den See, bei der man die Starts der anderen Startwellen mitbekam, kam es mir schon wie eine liebgewonnene Gewohnheit vor. Besonders cool finde ich natürlich immer, wenn die Starter den Codex nachsprechen:

Strong Viking is not a race but a challenge. 
Vikings NEVER QUIT. 
Vikings conquer their fears.
We leave no Viking behind.
Vikings will drink their beer in Walhalla.

Als kurz nach dem Start meine Füße fast sofort wieder nass wurden, war auch das schon fast so etwas, wie eine schöne Gewohnheit. Laufen mit trockenen Füßen is voll fürn Arsch, wenn man es genau nimmt :) Ein Stück Freiheit, einfach durchlaufen, fertig. Irgendwann fiel mir wieder ein, dass jetzt wieder die gesamten Beast-Kilometer vor mir lagen und kurz war ich versucht zu denken: "Och nö!" Aber nur kurz! Es lief dann einfach. Man ist unterwegs, sieht die Stellen, die man mag oder nicht mag und denkt "Schade, hier komme ich nicht mehr vorbei." oder "Zum Glück ist es das letzte Mal durch diese verdammte Schlammschneise." Es gab wirklich Streckenabschnitte, die wünschte ich zur Hölle, meist die, wo man bis zum Knie versank! Die Strecke hatte sich seit dem Vortag nicht zu ihrem Vorteil gewandelt und so war diesmal schon der Beast challenging. Auch natürlich wegen der Vortagesbelastung.

Aber darum ging es mir ja. Das war, was ich wissen wollte: Kann ich ohne signifikante Erholungspause wieder starten und längere Distanzen durchziehen? Es lief nicht fluffig, wie am Vortag, aber es ging. Allerdings bestätigte mir meine Uhr, dass mein Körper am Limit war. Nach dem Lauf bescheinigte sie mir sowohl für den aeroben als auch den anaeroben Trainingseffekt einen Wert von 5.0, was eine saubere Überlastung ist. Von der Muskulatur will ich gar nicht sprechen. Die ist nach wie vor der Engpass.

Ich versuche immer, so lange zu laufen, wie es geht. Locker lostraben, kleine Schritte, nicht zu hoch "hüpfen" - aber irgendwann kommt der Punkt, an dem ich das Gefühl habe, dass es auf keinen Fall mehr geht. Dann wende ich meine Aufmerksamkeit nach innen und versuche nur noch, meinen Zustand zu analysieren. Ich befinde mich dann in einem inneren Dialog. Parallel dazu zieht die Strecke an mir vorbei und ich hake die einzelnen Stellen und Hindernisse ab. Freue mich, dass ich nicht noch einmal vorbeikomme. Als ich die Tyrolean zum dritten Mal absolvieren wollte, ließen mich meine Oberarme schließlich im Stich und ich ließ mich einfach mal - der Erfrischung wegen - ins Wasser plumsen. So ging der 2. Beast dahin und als ich am Ende wieder "automatisch" die Walhalla-Stairs erklomm, tauchte ich wieder auf und stellte fest, dass unten gerade eine neue Startwelle mit dem Viking Haka motiviert wurde. Da blieb ich doch glatt auf der Stufe oberhalb von Synthia stehen und hab dann gleich noch mitgemacht - allein ganz oben :) Dann sprang ich die Stufen runter, schaute auf die Uhr und konnte es kaum glauben: Ich war praktisch genauso schnell wie am Vortag gewesen. Ein Wahnsinn! Das gab mir genug Puffer für den letzten Lightning.

Ich flitzte also ins Taschenzelt, aß einen Riegel, trank etwas Wasser und packte mir alle bis dahin erkämpften Bändchen an den Arm - die eigentlich jetzt schon für alle drei Medaillen gereicht hätten. Aber ich wollte mir den Moment der Momente - das Abholen der Medaillen - bis zum Schluss aufsparen. Der letzte Happen des OCR Maxi Menüs sollte der leckerste werden und ich brauchte für den Lightning eine gute Motivation. Dann zurück zum Start-/Zielbereich, in die Welle 20 Minuten früher als geplant (super, das war auch noch für die Rückfahrt gut). Das vierte Mal "Aufwärmen", Aggro-Hampelmänner, Codex, Viking Haka und los.

Über die letzte Runde gibt es nicht viel zu sagen. Ich kannte alles, wußte, was auf mich zukam. In Trance oder einem ähnlichen Zustand absolvierte ich die Strecke, wieder durch die Mud-Areas, sah die Atlas Stones und war unglaublich froh, sie nicht noch einmal über die Stange wuchten zu müssen. Diesmal konnte ich nach Blatant (ein neues Wasser-Hindernis) zu den Walhalla Stairs abbiegen, was ein enormer Vorteil war, da ich so recht sauber im Ziel ankam. Und das ganze nach nur 1:09h. Ich hielt mich nicht lange oben auf, wollte meine Belohnung! Also runter, Bändchen kassieren, diesmal kein Bier mitnehmen und ab zum Medal Point.

Ich hatte 7 Bändchen am Arm, 4 davon Beast!

Jeder, der Strong Viking kennt, weiß, was das heißt. Ich hatte mir bisher keine einzige Medaille geholt, um alle drei gleichzeitig "abzufassen". Und YES! So war es auch. Der Volunteer hatte ein paar Probleme, alle Bändchen abzuknipsen und dann gehörte das Blech mir. Falls sich das jetzt etwas seltsam liest - Medaillen sind schon extrem wichtig. Und die von Strong Viking sehen verdammt gut aus und rechtfertigen definitiv die ganze Mühe.

 

 
Nachdem ich mich anschließend ein wenig gereinigt hatte und mir noch nen Viking Burger und nen Hamburger eingeschmissen hatte, hab ich nochmal genau nachgerechnet, ob ich mein Zeitziel auch erreicht hatte. Und was soll ich sagen:

58,82km in Summe in 9:01h...


Sonntag, 2. Juni 2019

Iron, Confirmed



Samstag, 25.05.2019. Der Spaß ist vorbei. Mit dem Iron Viking in Wächtersbach stand das erste von 4 mindestens 40km Events in diesem Jahr an. Los ging es bereits am Freitag Nachmittag, gleich nach der Arbeit von Nürnberg aus. Sven und Jana holten mich direkt vom Haupttor ab und wir starteten gen Norden.

Das Wetter versprach optimal zu werden und so war die Vorfreude auf den Lauf bei uns allen schon ziemlich groß. Es war eine Strong Viking Water Edition, bei der es den 15m hohen Fjord Drop zu absolvieren galt - ein Hindernis, auf das ich mich schon seit meinem ersten Iron Viking letztes Jahr freute. Natürlich war auch wieder der Flying Ragnar mit auf der Strecke - ein Traum. Sven startete bei der OCR Series und Jana hatte noch ein Ticket für die Beast-Distanz ergattern können. Und so wurde uns die Fahrt nicht lang während wir über den einen oder anderen OCR Lauf philosophierten.

Unser Quartier war eine kleine Pension im Örtchen Birstein ca. 15 Minuten von Wächtersbach entfernt. Dort haben wir am Abend schnell unsere Sachen abgelegt und uns auf die Suche nach einer möglichst Kohlenhydrat-haltigen Mahlzeit gemacht. Diese sollten wir auch ohne größere Probleme finden (gepriesen sei Google), was wir so allerdings nicht erwartet hätten, da Birstein schon ziemlich weit weg von Allem zu sein schien. Das Essen - Pizza und Pasta - war gut und es blieb nichst übrig :) Den Tag beschlossen wir dann relativ zeitig. Ich habe mich irgendwann zwischen 9 und 10 ins Bett gehaun und schlief, wie soll es anders sein, nach einem langen Arbeitstag mit anschließender Autofahrt beim Fernsehen ein...

Am nächsten Morgen ging es schon recht früh los. Frühstück war für 6:15 Uhr angesetzt damit wir genug Zeit hatten und nicht hetzen mussten. Der Start war für Sven als Series-Läufer bereits 9:20 Uhr, die Iron-Startwelle sollte 9:40 Uhr folgen und um 10:00 ging es für Jana mit der ersten Beast-Welle los. Aber bis dahin war noch genügend Zeit und wir konnten vor der Abfahrt noch ein bisschen chillen.

Als wir am Parkplatz angekommen waren, fand das Auto seinen Platz auf einer feuchten Wiese. Diese mussten wir vollständig durchqueren, um zum Bus-Shuttle zu gelangen. Füße: nass! Check! Der Bus fuhr uns dann sogleich zum Veranstaltungsgelände, wo wir uns recht schnell registrieren und vorbereiten konnten. Es folgten die üblichen Wiedersehens- und Vorbereitungsrituale - ihr kennt das.

Während dieser Zeit traf ich Stefan, mit dem ich letztes Jahr meinen ersten Iron Viking gelaufen war und mit dem ich zwischenzeitlich zwei Hurricane Heats bestritten hatte. Diesmal "musste" ich die Distanz allein schaffen, da Stefan auch bei der OCR Series mitlief, um sich für die Finals zu qualifizieren. Im Nachhinein habe ich dann erfahren, dass er das auch geschafft hat, worüber ich mich sehr freue. Was auch sehr schön fand, war, dass Gerd - unser Krypteia von den Hurricane Heats - auch mit am Iron-Start war. Diesmal als "Battlebrothers", sozusagen :)

Überraschenderweise waren noch einige andere Mitglieder unseres Vereins OCR Munich vor Ort. Stefan (Äffchen) wollte sich auch in der Series mit anderen messen, genau wie auch Kai und Uwe, unser Vorstand und Coach. Ediceh trat auf der 13km langen Warrior Distanz an und Denny und Andi mischten sich auch mit unter die Iron Vikings. So gesehen, ein Großaufgebot vom OCR Munich!

Ab 9:00 Uhr sollte sich die OCR Series im Start/Ziel-Bereich versammeln. Da sie die Profis waren, mussten sie sich selbst aufwärmen und konnten nicht die neuen Motivatorinnen genießen, die allen anderen Startwellen vor dem Beginn ein bisschen einzuheizen versuchten. Als sich die Irons dann kurz nach dem pünktlichen Series-Start hinter der 3m-Wand einfanden, gabs Aufwärmmotivation vom Feinsten. Besonders lustig ist es, wenn man dicht gedrängt steht und dann versucht, mit den Armen zu kreisen :)

Danach kam ein ganz besonderer Part. Ein Teilnehmer hatte mit Robert, dem Start-Motivator-Moderator, vereinbart, ein paar Worte sagen zu dürfen. Es ging um ein 2-jähriges Mädchen, das an Leukämie erkrankt ist. Er bat, alle Iron Vikings, dem Mädchen Genesungswünsche zu schicken und so wurde ein Plakat in der Mitte der Starter platziert und alle schmetterten dem Kind ein ermutigendes Oooraah entgegen. Das ganze war ein ziemlich ergreifender Moment. Solche Aktionen machen OCR zu dem was es ist: Ein genialer familiärer Sport.

Am Iron-Versorgungstisch hatte ich diesmal nicht nur Gels gebunkert, sondern auch eine Flasche Wasser zum Trinken. Und in der Tasche an der Hose hatte ich auch noch 2 Gels. Allerdings habe ich am Tisch auch noch ein paar Schwedentabletten liegen gehabt, um jeweils nach einer Runde den Mineralhaushalt ein bisschen aufzupeppen. Im Großen und Ganzen war die Versorgungsstrategie aber die Gleiche wie letztes Jahr.

Dann schlug es 9:40 Uhr, der Startschuss fiel und es ging endlich los. Wie gewohnt hiefte man sich gegenseitig über die 3m Wand und der Spass begann. Meine Erwartung war, dass ich - sagen wir mal die Beast-Runde - ziemlich locker durchziehen werde. Es kam aber anders. Bereits auf den ersten 7km waren die Hindernisse diesmal - gefühlt - schwerer, und das obwohl mir keine Besonderheiten auffielen. Erwähnenswert ist der TreeHug, bei dem man sich an einem Holzstamm festhalten musste. Vorher musste man diesem entsprechend Schwung verleihen, damit er an einer Schiene bis zur Glocke rutscht. Sehr lustig. Der Flying Ragnar war auch auf der Lightning-Runde platziert - gleich hinter den Mud Trenches - sodass er auch diesmal 3mal absolviert werden musste. Im Gegensatz zu letztem Jahr, habe ich aber nicht alle 3mal getroffen...


Achja, das mit dem Treffen ist auch so ein Ding. Beim Throw the Hammer ist für mich diesmal kein einziges Mal der Hammer auf dem Schild gelandet. Solche Tage soll es geben. Aber eigentlich mag ich dieses Hindernis. Zu anderen hingegen habe ich mittlerweile eine nicht mehr ganz so positive Meinung, z.B. zum Carry a Viking oder zum Viking Battle. Da könnte ich auch gut drauf verzichten. Als besonders anstrengend haben sich diesmal der Hammer Banger und der Farmers Walk herausgestellt. Obwohl ich letzteren in der ersten Runde problemlos absolvieren konnte, hat er doch eine Menge Energie gezogen. Der Hammer Banger jedoch war in der ersten Runde Sissiphus-Arbeit. Es hat gefühlte 1000 Schläge gedauert, bis der Baumstamm auf dem Bock an seine Endposition gerutscht war.


Aber genau wie die Beast-Distanz mit einer - diesmal unglaublich - schweren Hindernis-Kombi endet, so war auch der Lightning kurz vor seinem Ende nicht ganz ohne. Zunächst ist einmal die Kombination aus Tire Flip und Schwimmstrecke zu erwähnen. Der Tire Flip allein ist ok, wenn man danach ein bisschen laufen kann und die Arme wieder frei bekommt. Aber wenn es gleich ins Wasser geht und man schwimmen muss, weil es so tief ist, dass man nicht mehr laufen kann, dann bringt einen das ganz schön aus der Puste. Außerdem war im Wasser zunächst einmal unter einer großen Rolle drunter durch zu tauchen (viele sind auch drüber, was extra Kraft kostet) und nach der nicht unerheblichen Distanz schwimmen musste man über Blatand - ein bis dahin geheimes Hindernis. Hier galt es, an einem Netz aus dem Wasser auf eine schwimmende Plattform zu klettern. Danach noch ein bisschen schwimmen.

Hatte man die Schwimmstrecke hinter sich, kamen die Monkey Snakes. Für alle, die den Lightning machen, weil er "leichter" ist, gab es hier das Erwachen: Hallo! Jemand zu Hause, McFly? Das ist ein Hindernislauf und keine Sonntagsspaziergang. Zum Schluss kam Storm the Castle. Ich muss gestehen, danach war ich gut durch. Das war definitiv schwerer als die anderen Lightnings, die ich gemacht habe. Und das sollte ich auch im weiteren Verlauf zu spüren bekommen.

Der Warrior war diesmal eigentlich ganz nett. Er wurde mit Jarn Fynf von einem neuen Hindernis eröffnet und hielt dann gleich den Fjord Drop bereit. Ein Wahnsinn! Eine 15m hohe Rutsche, die dich unten unter vollkommenem Kontrollverlust ins Wasser spuckt. Der Hammer! Er ging so schnell vorbei, aber ich konnte Ihn ja zweimal machen, was mir ein fettes Grinsen beschert hat. Das Ende des Warriors markierte das Wheel of Steel.


Kurz nach dem Abzweig von der Warrior- auf die Beast-Distanz - um genau zu sein, beim Weaver - meldeten sich die Waden das erste Mal. Und das deutlich vor Ende des Beasts. Das gefiel mir gar nicht. Nach der darauffolgenden Laufstrecke kam ich zu den Atlas Stones, die ich diesmal komplett verkackt hab. Während ich den 40kg-Stein versuchte, über die Stange zu hieven, biss der Krampf so richtig zu. Der Stein ging zu Boden und ich war erstmal mit Locker-werden beschäftigt. Als ich wieder auftreten konnte, hieß es 15 Burpees machen. Ich würde im Nachhinein sagen, dass ich an dieser Stelle bei meinem Tiefpunkt angekommen war - wie gesagt: deutlich früher, als erwartet. Aber das Gute daran war, dass es auch früher wieder bergauf ging.

Ich schleppte mich noch bis zum Ende der Beast-Runde, die mit der Kombination Ice Man, Ice Axe und Berserker Crawl noch einmal unmenschlich zuschlug. Nach dem Ice Man (ziemlich frisches Wasser) musste ich wieder meine Wade lockern. Dann Ice Axe - mit zwei gekrümmten Metalläxten an einer Metallstange entlang rutschen, wobei man in der Mitte umsetzen musste. Ich hielt die Griffe fest, begann, und hörte praktisch sofort wieder auf. Da der komplette Körper bei diesem Hinderniss unter Spannung steht, tun dies natürlich auch die Waden. Den Rest könnt Ihr Euch denken. Also Burpees. Das gleiche galt für den Berserker Crawl.




Um mich ein bisschen zu motivieren, habe ich anschließend noch den Dip Walk auf beweglichen Stangen probiert - und tatsächlich geschafft. Allerdings handelte es sich dabei um ein OCR Series Hindernis, das ich gar nicht hätte machen müssen. Egal. Es tat gut, doch noch etwas hingekriegt zu haben.

Ein paar Meter weiter kamen die Wallhalla Stairs. Wenn man da oben steht und weiß, dass man die Hälfte des Laufes geschafft hat, dann ist das schon ein echt erhebendes Gefühl - wie ein kleiner Sieg. Danach ging es auf die 2. Runde. Ich war so, froh am Iron-Versorgungstisch anzukommen und drückte mir in Lichtgeschwindigkeit zwei Gels in den Hals. Außerdem kaute ich ein paar Schwedentabletten und trank ausgiebig. Dann konnte es weiter gehen.

Auf der zweiten Runde traf ich Arne. Nachdem ich ihn beim Schwimmpart in der ersten Runde schon einmal gesehen hatte und er dann davon gezogen war, sprach ich ihn nun an und wir liefen ein Weile zusammen. Er meinte, er hätte unterwegs ein paar Motivationsprobleme gehabt und schon mehrfach ans Aufhören gedacht. Also war es Zeit, diesen Iron Viking ein bisschen zu unterstützen und dem Ziel ein bisschen näher zu bringen. Während wir so gemütlich zusammen liefen, kamen noch zwei weitere Irons dazu, einer aus Polen, dessen Namen ich zweimal erfahren habe, den ich mir aber nicht merken kann :( und ein anderer, dessen Namen ich nicht erfahren habe, dem ich jedoch mit einem Gel aushelfen konnte.

Alles in allem kam die Energie in der zweiten Runde wieder - zumeist auch durch die Erkenntnis, dass die wirklich schweren Hindernisse der Beast-Distanz nun hinter uns lagen. Am Abzweig zwischen 19km und 13km Runde war ich darüber echt froh und die Walhalla Stairs ließen nicht lange auf sich warten. Da Arne schon ziemlich platt war zu dem Zeitpunkt, skippte er die 3m-Wand (ich bin drüber) und wir teilten anschließend Burpees. Dann ging es auf die letzte 7km-Runde.

Diese hielt noch einmal ein Highlight bereit, denn ich traf Gerd und seinen Bekannten wieder. so waren wir nun eine Weile eine 4er Gruppe. Allerdings löste diese sich recht schnell wieder auf, da die Geschwindigkeiten doch recht unterschiedlich waren. Irgendwann lies auch Arne mich ziehen. Ich gab ihm noch mein letztes Gel und machte mich dann auf gen Ziel. Hatte ich bereits erwähnt, dass der Lightning ein echtes Brett war? Das schlug jetzt voll zu. Der Farmers Walk lutschte meine Arme leer. Flying Ragnar lief gut. Hammer Banger: Technik saß und so brauchte ich nur vier Schläge. Am Ende: Schwimmen. In der zweiten Runde war Blatand (die Plattform, auf die man am Netz hochklettern musste) bereits verschwunden und die Schwimmstrecke hatte sich in gut 100m Länge gewandelt - durchgehend. In der dritten Runde war das echt grenzwertig, da sich - und das hatte ich wirklich noch nie - Krämpfe in der Schultermuskulatur anbahnten. Das war nicht witzig.

Als ich aus dem Wasser kam, nahm mich Sven, der schon komplett umgezogen war, in Empfang. Er patsche fröhlich barfuß durch den Matsch und begleitete mich ein paar Meter bis zu den Monkey Snakes. Diese schaffte ich noch mit Hängen und Würgen, aber bei den anschließenden Monkey Bars war Ruhe im Karton. Und auch die Quarterpipe am Ende war nicht mehr drin. Also nochmal Burpees bei beiden - wat mut dat mut. Schließlich ging es zum dritten Mal über die Walhalla Stairs.

Im Ziel nahmen mich Jana und Sven in Empfang, die bereits eine ziemlich lange Zeit auf mich gewartet hatten. Ich holte mir das obligatorische Finisher-Bier (das ich mittlerweile sehr genieße, egal von welcher Marke es ist) und nahm auch Sven noch eins mit. Dann säuberte ich mich so gut es ging und es dauerte nicht lange, bis wir wieder gen Heimat aufbrachen.


Fazit:

Iron Viking rockt. Leider war dieser vom Team Spirit her nicht so cool, wie der erste. Der erste Iron ist und bleibt wahrscheinlich der Beste. Ich trauere diesem Feeling ein bisschen nach. Aber ich kann das jetzt auch allein - insofern war das vielleicht mein erster echter Iron Viking.



Das Maß der Anstrengung ist super. Man kann nach einem Iron bequem aufhören und sich dem guten Gefühl hingeben, etwas geleistet zu haben. Aber ich habe den Eindruck, dass - mit ein bisschen mehr Treibstoff und strukturierterem Training noch ein bisschen mehr geht....