Samstag, 25.05.2019. Der Spaß ist vorbei. Mit dem Iron Viking in Wächtersbach stand das erste von 4 mindestens 40km Events in diesem Jahr an. Los ging es bereits am Freitag Nachmittag, gleich nach der Arbeit von Nürnberg aus. Sven und Jana holten mich direkt vom Haupttor ab und wir starteten gen Norden.
Das Wetter versprach optimal zu werden und so war die Vorfreude auf den Lauf bei uns allen schon ziemlich groß. Es war eine Strong Viking Water Edition, bei der es den 15m hohen Fjord Drop zu absolvieren galt - ein Hindernis, auf das ich mich schon seit meinem ersten Iron Viking letztes Jahr freute. Natürlich war auch wieder der Flying Ragnar mit auf der Strecke - ein Traum. Sven startete bei der OCR Series und Jana hatte noch ein Ticket für die Beast-Distanz ergattern können. Und so wurde uns die Fahrt nicht lang während wir über den einen oder anderen OCR Lauf philosophierten.
Unser Quartier war eine kleine Pension im Örtchen Birstein ca. 15 Minuten von Wächtersbach entfernt. Dort haben wir am Abend schnell unsere Sachen abgelegt und uns auf die Suche nach einer möglichst Kohlenhydrat-haltigen Mahlzeit gemacht. Diese sollten wir auch ohne größere Probleme finden (gepriesen sei Google), was wir so allerdings nicht erwartet hätten, da Birstein schon ziemlich weit weg von Allem zu sein schien. Das Essen - Pizza und Pasta - war gut und es blieb nichst übrig :) Den Tag beschlossen wir dann relativ zeitig. Ich habe mich irgendwann zwischen 9 und 10 ins Bett gehaun und schlief, wie soll es anders sein, nach einem langen Arbeitstag mit anschließender Autofahrt beim Fernsehen ein...
Am nächsten Morgen ging es schon recht früh los. Frühstück war für 6:15 Uhr angesetzt damit wir genug Zeit hatten und nicht hetzen mussten. Der Start war für Sven als Series-Läufer bereits 9:20 Uhr, die Iron-Startwelle sollte 9:40 Uhr folgen und um 10:00 ging es für Jana mit der ersten Beast-Welle los. Aber bis dahin war noch genügend Zeit und wir konnten vor der Abfahrt noch ein bisschen chillen.
Als wir am Parkplatz angekommen waren, fand das Auto seinen Platz auf einer feuchten Wiese. Diese mussten wir vollständig durchqueren, um zum Bus-Shuttle zu gelangen. Füße: nass! Check! Der Bus fuhr uns dann sogleich zum Veranstaltungsgelände, wo wir uns recht schnell registrieren und vorbereiten konnten. Es folgten die üblichen Wiedersehens- und Vorbereitungsrituale - ihr kennt das.
Während dieser Zeit traf ich Stefan, mit dem ich letztes Jahr meinen ersten Iron Viking gelaufen war und mit dem ich zwischenzeitlich zwei Hurricane Heats bestritten hatte. Diesmal "musste" ich die Distanz allein schaffen, da Stefan auch bei der OCR Series mitlief, um sich für die Finals zu qualifizieren. Im Nachhinein habe ich dann erfahren, dass er das auch geschafft hat, worüber ich mich sehr freue. Was auch sehr schön fand, war, dass Gerd - unser Krypteia von den Hurricane Heats - auch mit am Iron-Start war. Diesmal als "Battlebrothers", sozusagen :)
Überraschenderweise waren noch einige andere Mitglieder unseres Vereins OCR Munich vor Ort. Stefan (Äffchen) wollte sich auch in der Series mit anderen messen, genau wie auch Kai und Uwe, unser Vorstand und Coach. Ediceh trat auf der 13km langen Warrior Distanz an und Denny und Andi mischten sich auch mit unter die Iron Vikings. So gesehen, ein Großaufgebot vom OCR Munich!
Ab 9:00 Uhr sollte sich die OCR Series im Start/Ziel-Bereich versammeln. Da sie die Profis waren, mussten sie sich selbst aufwärmen und konnten nicht die neuen Motivatorinnen genießen, die allen anderen Startwellen vor dem Beginn ein bisschen einzuheizen versuchten. Als sich die Irons dann kurz nach dem pünktlichen Series-Start hinter der 3m-Wand einfanden, gabs Aufwärmmotivation vom Feinsten. Besonders lustig ist es, wenn man dicht gedrängt steht und dann versucht, mit den Armen zu kreisen :)
Danach kam ein ganz besonderer Part. Ein Teilnehmer hatte mit Robert, dem Start-Motivator-Moderator, vereinbart, ein paar Worte sagen zu dürfen. Es ging um ein 2-jähriges Mädchen, das an Leukämie erkrankt ist. Er bat, alle Iron Vikings, dem Mädchen Genesungswünsche zu schicken und so wurde ein Plakat in der Mitte der Starter platziert und alle schmetterten dem Kind ein ermutigendes Oooraah entgegen. Das ganze war ein ziemlich ergreifender Moment. Solche Aktionen machen OCR zu dem was es ist: Ein genialer familiärer Sport.
Am Iron-Versorgungstisch hatte ich diesmal nicht nur Gels gebunkert, sondern auch eine Flasche Wasser zum Trinken. Und in der Tasche an der Hose hatte ich auch noch 2 Gels. Allerdings habe ich am Tisch auch noch ein paar Schwedentabletten liegen gehabt, um jeweils nach einer Runde den Mineralhaushalt ein bisschen aufzupeppen. Im Großen und Ganzen war die Versorgungsstrategie aber die Gleiche wie letztes Jahr.
Dann schlug es 9:40 Uhr, der Startschuss fiel und es ging endlich los. Wie gewohnt hiefte man sich gegenseitig über die 3m Wand und der Spass begann. Meine Erwartung war, dass ich - sagen wir mal die Beast-Runde - ziemlich locker durchziehen werde. Es kam aber anders. Bereits auf den ersten 7km waren die Hindernisse diesmal - gefühlt - schwerer, und das obwohl mir keine Besonderheiten auffielen. Erwähnenswert ist der TreeHug, bei dem man sich an einem Holzstamm festhalten musste. Vorher musste man diesem entsprechend Schwung verleihen, damit er an einer Schiene bis zur Glocke rutscht. Sehr lustig. Der Flying Ragnar war auch auf der Lightning-Runde platziert - gleich hinter den Mud Trenches - sodass er auch diesmal 3mal absolviert werden musste. Im Gegensatz zu letztem Jahr, habe ich aber nicht alle 3mal getroffen...
Achja, das mit dem Treffen ist auch so ein Ding. Beim Throw the Hammer ist für mich diesmal kein einziges Mal der Hammer auf dem Schild gelandet. Solche Tage soll es geben. Aber eigentlich mag ich dieses Hindernis. Zu anderen hingegen habe ich mittlerweile eine nicht mehr ganz so positive Meinung, z.B. zum Carry a Viking oder zum Viking Battle. Da könnte ich auch gut drauf verzichten. Als besonders anstrengend haben sich diesmal der Hammer Banger und der Farmers Walk herausgestellt. Obwohl ich letzteren in der ersten Runde problemlos absolvieren konnte, hat er doch eine Menge Energie gezogen. Der Hammer Banger jedoch war in der ersten Runde Sissiphus-Arbeit. Es hat gefühlte 1000 Schläge gedauert, bis der Baumstamm auf dem Bock an seine Endposition gerutscht war.
Aber genau wie die Beast-Distanz mit einer - diesmal unglaublich - schweren Hindernis-Kombi endet, so war auch der Lightning kurz vor seinem Ende nicht ganz ohne. Zunächst ist einmal die Kombination aus Tire Flip und Schwimmstrecke zu erwähnen. Der Tire Flip allein ist ok, wenn man danach ein bisschen laufen kann und die Arme wieder frei bekommt. Aber wenn es gleich ins Wasser geht und man schwimmen muss, weil es so tief ist, dass man nicht mehr laufen kann, dann bringt einen das ganz schön aus der Puste. Außerdem war im Wasser zunächst einmal unter einer großen Rolle drunter durch zu tauchen (viele sind auch drüber, was extra Kraft kostet) und nach der nicht unerheblichen Distanz schwimmen musste man über Blatand - ein bis dahin geheimes Hindernis. Hier galt es, an einem Netz aus dem Wasser auf eine schwimmende Plattform zu klettern. Danach noch ein bisschen schwimmen.
Hatte man die Schwimmstrecke hinter sich, kamen die Monkey Snakes. Für alle, die den Lightning machen, weil er "leichter" ist, gab es hier das Erwachen: Hallo! Jemand zu Hause, McFly? Das ist ein Hindernislauf und keine Sonntagsspaziergang. Zum Schluss kam Storm the Castle. Ich muss gestehen, danach war ich gut durch. Das war definitiv schwerer als die anderen Lightnings, die ich gemacht habe. Und das sollte ich auch im weiteren Verlauf zu spüren bekommen.
Der Warrior war diesmal eigentlich ganz nett. Er wurde mit Jarn Fynf von einem neuen Hindernis eröffnet und hielt dann gleich den Fjord Drop bereit. Ein Wahnsinn! Eine 15m hohe Rutsche, die dich unten unter vollkommenem Kontrollverlust ins Wasser spuckt. Der Hammer! Er ging so schnell vorbei, aber ich konnte Ihn ja zweimal machen, was mir ein fettes Grinsen beschert hat. Das Ende des Warriors markierte das Wheel of Steel.
Kurz nach dem Abzweig von der Warrior- auf die Beast-Distanz - um genau zu sein, beim Weaver - meldeten sich die Waden das erste Mal. Und das deutlich vor Ende des Beasts. Das gefiel mir gar nicht. Nach der darauffolgenden Laufstrecke kam ich zu den Atlas Stones, die ich diesmal komplett verkackt hab. Während ich den 40kg-Stein versuchte, über die Stange zu hieven, biss der Krampf so richtig zu. Der Stein ging zu Boden und ich war erstmal mit Locker-werden beschäftigt. Als ich wieder auftreten konnte, hieß es 15 Burpees machen. Ich würde im Nachhinein sagen, dass ich an dieser Stelle bei meinem Tiefpunkt angekommen war - wie gesagt: deutlich früher, als erwartet. Aber das Gute daran war, dass es auch früher wieder bergauf ging.
Ich schleppte mich noch bis zum Ende der Beast-Runde, die mit der Kombination Ice Man, Ice Axe und Berserker Crawl noch einmal unmenschlich zuschlug. Nach dem Ice Man (ziemlich frisches Wasser) musste ich wieder meine Wade lockern. Dann Ice Axe - mit zwei gekrümmten Metalläxten an einer Metallstange entlang rutschen, wobei man in der Mitte umsetzen musste. Ich hielt die Griffe fest, begann, und hörte praktisch sofort wieder auf. Da der komplette Körper bei diesem Hinderniss unter Spannung steht, tun dies natürlich auch die Waden. Den Rest könnt Ihr Euch denken. Also Burpees. Das gleiche galt für den Berserker Crawl.
Um mich ein bisschen zu motivieren, habe ich anschließend noch den Dip Walk auf beweglichen Stangen probiert - und tatsächlich geschafft. Allerdings handelte es sich dabei um ein OCR Series Hindernis, das ich gar nicht hätte machen müssen. Egal. Es tat gut, doch noch etwas hingekriegt zu haben.
Ein paar Meter weiter kamen die Wallhalla Stairs. Wenn man da oben steht und weiß, dass man die Hälfte des Laufes geschafft hat, dann ist das schon ein echt erhebendes Gefühl - wie ein kleiner Sieg. Danach ging es auf die 2. Runde. Ich war so, froh am Iron-Versorgungstisch anzukommen und drückte mir in Lichtgeschwindigkeit zwei Gels in den Hals. Außerdem kaute ich ein paar Schwedentabletten und trank ausgiebig. Dann konnte es weiter gehen.
Auf der zweiten Runde traf ich Arne. Nachdem ich ihn beim Schwimmpart in der ersten Runde schon einmal gesehen hatte und er dann davon gezogen war, sprach ich ihn nun an und wir liefen ein Weile zusammen. Er meinte, er hätte unterwegs ein paar Motivationsprobleme gehabt und schon mehrfach ans Aufhören gedacht. Also war es Zeit, diesen Iron Viking ein bisschen zu unterstützen und dem Ziel ein bisschen näher zu bringen. Während wir so gemütlich zusammen liefen, kamen noch zwei weitere Irons dazu, einer aus Polen, dessen Namen ich zweimal erfahren habe, den ich mir aber nicht merken kann :( und ein anderer, dessen Namen ich nicht erfahren habe, dem ich jedoch mit einem Gel aushelfen konnte.
Alles in allem kam die Energie in der zweiten Runde wieder - zumeist auch durch die Erkenntnis, dass die wirklich schweren Hindernisse der Beast-Distanz nun hinter uns lagen. Am Abzweig zwischen 19km und 13km Runde war ich darüber echt froh und die Walhalla Stairs ließen nicht lange auf sich warten. Da Arne schon ziemlich platt war zu dem Zeitpunkt, skippte er die 3m-Wand (ich bin drüber) und wir teilten anschließend Burpees. Dann ging es auf die letzte 7km-Runde.
Diese hielt noch einmal ein Highlight bereit, denn ich traf Gerd und seinen Bekannten wieder. so waren wir nun eine Weile eine 4er Gruppe. Allerdings löste diese sich recht schnell wieder auf, da die Geschwindigkeiten doch recht unterschiedlich waren. Irgendwann lies auch Arne mich ziehen. Ich gab ihm noch mein letztes Gel und machte mich dann auf gen Ziel. Hatte ich bereits erwähnt, dass der Lightning ein echtes Brett war? Das schlug jetzt voll zu. Der Farmers Walk lutschte meine Arme leer. Flying Ragnar lief gut. Hammer Banger: Technik saß und so brauchte ich nur vier Schläge. Am Ende: Schwimmen. In der zweiten Runde war Blatand (die Plattform, auf die man am Netz hochklettern musste) bereits verschwunden und die Schwimmstrecke hatte sich in gut 100m Länge gewandelt - durchgehend. In der dritten Runde war das echt grenzwertig, da sich - und das hatte ich wirklich noch nie - Krämpfe in der Schultermuskulatur anbahnten. Das war nicht witzig.
Als ich aus dem Wasser kam, nahm mich Sven, der schon komplett umgezogen war, in Empfang. Er patsche fröhlich barfuß durch den Matsch und begleitete mich ein paar Meter bis zu den Monkey Snakes. Diese schaffte ich noch mit Hängen und Würgen, aber bei den anschließenden Monkey Bars war Ruhe im Karton. Und auch die Quarterpipe am Ende war nicht mehr drin. Also nochmal Burpees bei beiden - wat mut dat mut. Schließlich ging es zum dritten Mal über die Walhalla Stairs.
Im Ziel nahmen mich Jana und Sven in Empfang, die bereits eine ziemlich lange Zeit auf mich gewartet hatten. Ich holte mir das obligatorische Finisher-Bier (das ich mittlerweile sehr genieße, egal von welcher Marke es ist) und nahm auch Sven noch eins mit. Dann säuberte ich mich so gut es ging und es dauerte nicht lange, bis wir wieder gen Heimat aufbrachen.
Fazit:
Iron Viking rockt. Leider war dieser vom Team Spirit her nicht so cool, wie der erste. Der erste Iron ist und bleibt wahrscheinlich der Beste. Ich trauere diesem Feeling ein bisschen nach. Aber ich kann das jetzt auch allein - insofern war das vielleicht mein erster echter Iron Viking.
Das Maß der Anstrengung ist super. Man kann nach einem Iron bequem aufhören und sich dem guten Gefühl hingeben, etwas geleistet zu haben. Aber ich habe den Eindruck, dass - mit ein bisschen mehr Treibstoff und strukturierterem Training noch ein bisschen mehr geht....
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