Wo es einen ersten Teil gibt, da muss es auch einen zweiten geben. Und so auch hier. Der zweite Termin meiner "Gear Running Days" lag genau eine Woche nach dem Pitz Alpine Glacier Trail und konnte sich kaum mehr davon unterscheiden, als er es tat. Die Gemeinsamkeit war, die Ausrüstung so optimal wie möglich zu wählen. Diesmal war es noch viel wichtiger, da diese Entscheidungen maximalen Einfluß auf den persönlichen Erfolg oder Mißerfolg des Events hatten. Wer tritt schon gern mit einer allzu großen Mißerfolgsaussicht an?
Bei dem Event handelte es sich um nichts geringeres als eine Spartan H3X. Huch, was soll das denn sein? Nun, im Prinzip sind das 3 Hurricane Heats in einem Event, aber: Sie sind nicht gleich lang! Das Event beginnt mit einer HH4HR. Hat man diese erfolgreich beendet (was für jeden Teilnehmer gilt), dann kann man sich entscheiden in die HH12HR weiter zu gehen. Man hängt also weitere 8h dran. Hat man auch diese erfolgreich beendet (was nun nicht mehr automatisch für jeden Teilnehmer gilt), dann kann man sich entscheiden, in die HH24HR weiter zu gehen. Man hängt nun also noch einmal weitere 12 Stunden dran! Soviel zur Übersicht.
Naja, nicht ganz. Es gibt noch eine weitere Besonderheit. Und zwar findet dieses Event nicht nur an einer Location statt, sondern weltweit an 6 verschiedenen - und zwar exakt zur selben Zeit. Und damit noch nicht genug. Alle 6 Venues treten in einem Wettbewerb gegeneinander an und für das Gewinner-Venue steht 100% fest, dass es im folgenden Jahr wieder am H3X teilnehmen wird. Um das zu erreichen, müssen verschiedene Challenges, die Teil der H3X sind, mit der höchsten Punktzahl erfüllt werden, d.h. Übungen am längsten, in der kürzesten Zeit oder die meisten Wiederholungen in einer gewissen Zeit absolviert werden.
Als Teilnehmer muss man sich bereits bei der Registrierung für eine Länge entscheiden. Will man als Finisher aus dem Event gehen, dann muss man mindestens die angepeilte Länge schaffen. Wenn man sich also z.B. für eine HH12HR entscheidet und man sagt dann im Event bereits nach der HH4HR, daß nichts mehr geht, bekommt man vom Krypteia einen warmen Händedruck und ein freundliches "Goodbye"! Andersherum, hat man sich im Vorfeld für eine HH12HR entschieden und will während des Events dann die HH24HR machen, sollte man tunlichst zusehen, daß man diese auch schafft, sonst Händedruck, "Goodbye" - that's it. Was heißt das alles? Nun, das heißt einfach, daß man wissen sollte, was man kann und daß man sich gut überlegen sollte, wie weit man zu gehen bereit ist. Und die Entscheidung, die man trifft, die zählt dann auch.
Als Teilnehmer muss man sich bereits bei der Registrierung für eine Länge entscheiden. Will man als Finisher aus dem Event gehen, dann muss man mindestens die angepeilte Länge schaffen. Wenn man sich also z.B. für eine HH12HR entscheidet und man sagt dann im Event bereits nach der HH4HR, daß nichts mehr geht, bekommt man vom Krypteia einen warmen Händedruck und ein freundliches "Goodbye"! Andersherum, hat man sich im Vorfeld für eine HH12HR entschieden und will während des Events dann die HH24HR machen, sollte man tunlichst zusehen, daß man diese auch schafft, sonst Händedruck, "Goodbye" - that's it. Was heißt das alles? Nun, das heißt einfach, daß man wissen sollte, was man kann und daß man sich gut überlegen sollte, wie weit man zu gehen bereit ist. Und die Entscheidung, die man trifft, die zählt dann auch.
Nachdem ich dieses Jahr überraschenderweise bereits 2 HH4HR in meinen Plan aufgenommen hatte, war meine Idee für die H3X, eine HH12HR zu versuchen. Als bekannt wurde, daß die H3X stattfindet, waren alle Sturmbrüder und -schwestern aus unserer Whatsapp-Gruppe sofort Feuer und Flamme und meldeten sich an. Ooops. Dann mußte ich auch :) Allerdings ohne einen genauen Blick auf das Datum zu werfen. Auf diese Idee kam ich erst hinterher und stellt fest, daß sie direkt eine Woche nach dem PAGT lag und auch gutes Konfliktpotential mit unserem Familienurlaub aufwies. Für letzteres stellte sich heraus, dass der Termin doch paßte, obwohl es ziemlich unglücklich war, daß er genau eine Woche vor dem Urlaub lag. Aber das ließ sich noch organisieren.
Man sieht also, das ist alles mit einem ziemlichen strategischen Planungsaufwand verbunden. Aber es blieb nicht die einzige Planungsherausforderung. Mein Wettkampfjahr ging mir immer wieder durch den Kopf. Das bereits 2018 definierte Ziel hatte ich ja noch nicht erreicht und jetzt kamen auch noch diese genialen HH-Events dazu...Irgendwann dachte ich mir, daß es - wenn alle Vorzeichen gut ständen - vielleicht unter Umständen möglich wäre, eine Hurricane Heat Trifecta zu machen. Ich rechnete mir aus, daß ich die kompletten 24 Stunden dafür bei der H3X schaffen müßte. Dann hätte ich ein paar Wochen später im September noch die fehlende HH12HR machen können und alles wäre perfekt gewesen. Allerdings wäre diese dann in Lipno und auch wieder genau eine Woche neben einem anderen Event - dem geplanten Highlight des Jahres - gelegen. Es war zum Mäusemelken. Diese Entscheidung sollte schließlich bis genau zu dem Zeitpunkt an mir nagen, an dem sie unwiderruflich getroffen werden mußte - nämlich am Ende der HH12HR bei der H3X.
Die nächste Station vor der H3X war das Gearlist Video. Von den Leuten in der Whatsapp-Gruppe wußte ich schon, daß ein Zusatzgewicht von 20kg in den Rucksack mußte. Und ich hoffte inständig, daß das diesmal nicht der Fall sein würde. Aber weit gefehlt. Das Gewicht kam. Der Rest der Extra-Items war recht überschaubar. Tennisbälle, Chemlights, 2 Holzklötze und ... 3 Sandsäcke! Stefan erklärte sich bereit, welche für die ganze Gruppe zu bestellen und so verschwanden sie bis zum Event aus meinem Fokus.
Stattdessen konzentrierte ich mich auf das Zusatzgewicht. Ich hatte mir mittlerweile einen größeren Rucksack zugelegt - dachte ich - und da sollten 20kg ja wohl reingehen. Allerdings hatte er nur einen behelfsmäßigen Hüftgurt und das war gar nicht gut. Also was sollte ich nehmen, um ihn zu beschweren? Steine sind kantig und machen den Rucksack kaputt. Metall hatte ich versucht, das war sehr teuer gewesen. Wahrscheinlich habe ich da einfach ein zu teures Material genommen. Also entschied ich mich für Sand. Im Baumarkt fand ich dann auch tatsächlich einen Sack mit 20kg Rasensand. Genau das Richtige. Den kaufte ich zusammen mit den Holzklötzen und war happy. Er ging gerade so in den Rucksack rein. Aber nachdem ich ihn den ca. 10min langen Weg nach Hause getragen hatte, sind mir fast die Schultern abgefallen! Durch den behelfsmäßigen Hüftgurt gab es praktisch keine Unterstützung und das Gewicht zerrte an meinen Schultern wie verrückt. Damit 12 Stunden rumlaufen war ausgeschlossen!
Ich hatte jetzt ein Problem: Es waren nur noch 2 Wochen bis zum Event. Eine Woche vorher war der Berglauf. Außerdem hatte ich anderweitig auch gerade einiges zu tun, sodaß die Vorbereitungszeit minimal war. Mit Max aus der Gruppe philosophierte ich über Rucksäcke und schließlich fiel bei mir dann irgendwann die Entscheidung, dass ich nun doch noch einen anderen Rucksack brauchte. Auch Nadia meinte, ich solle nach etwas Ausschau halten, das ein verstellbares Tragesystem hat. Leider sind solche Rucksäcke nicht gerade die billigsten und hier war für mich wirklich der erste Punkt, an dem ich die Teilnahme für mich schon fast in Frage gestellt hatte, denn ich hasse Materialschlachten.
Sport muss einfach sein! HHs sind nicht einfach, aber sie sind cool. Und deshalb biß ich in den sauren Apfel und kaufte doch den neuen Rucksack (Er muss nach seiner HH-Karriere definitiv auch noch für anderes herhalten, z.B. für Urlaubsreisen). Im Nachhinein bin ich aber ganz froh, denn ich konnte ihn bereits einmal für unseren diesjährigen Urlaub nutzen und da hat er sich super geschlagen. Trotzdem: das war das mit Abstand teuerste Event und ich hätte nie gedacht, dass ich soviel Geld dafür ausgeben würde. Aber ich hoffe, daß dies nicht noch einmal in der Form passiert.
Zurück zum Gewicht: Wir tauschten uns in der HH Gruppe aus und Harald meinte, dass Sand keine gute Idee sei, da er sein Gewicht verdoppelt, wenn er nass wird. Natürlich war der Sand noch in seiner Tüte und ich beabsichtigte auch nicht, ihn da raus zu nehmen, aber bei HHs geht es immer ein bisschen ruppig zu und man kann nicht ausschließen, dass der Sandsack nicht doch was abkriegt. Alle erklärten, sie hätten eine tolle Lösung mit Hantelscheiben und entsprechenden Trägern usw. Hatte ich nicht. Da kam mir mein Trotz zu Hilfe, der sagte: Mach deine eigene Erfahrung! Harald hat Recht, da muss ich etwas unternehmen, aber ich fange jetzt nicht so kurz vor dem Event an, mir auch noch so eine Metallplattenlösung zu basteln. Also kaufte ich eine Rolle PE-Stretchfolie. Das ist das Zeug, in das Koffer und Rucksäcke für eine Reise verpackt werden, um sie zu schützen. Als sie ankam, begann ich gleich, meinen Sandsack darin einzuwickeln und siehe da, er änderte seine labberige weiche Form in eine schöne feste und kompakte, die auch noch dafür sorgte, dass ich ihn gut in dem Rucksack packen konnte. Passte super! Um zu verhindern, dass er im Rucksack hin und her rutscht, befestigte ich ihn zusätzlich mit den Waffenhalter-Klettbändern (ja, sowas hat mein toller neuer Rucksack :)) und er saß bombenfest! Im unteren Teil des Rucksacks!
Dann kam der Tag der H3X. Meine Unterkunft war ein paar Kilometer davon entfernt in einem kleinen Ort namens Puchberg am Schneeberg gelegen. Das ist wohl eine beliebte Wandergegend für ältere Leute, denn ich hatte mir so ein richtiges Krampfaderhotel ausgesucht - Wellness Wanderhotel Wanzenböck! Der Name war Programm. Aber ich wollte da eh nicht so viel Zeit verbringern. Ich war mir ja immer noch unsicher, ob ich 12 oder 24 Stunden im Event blieb und so klärte ich zunächst einmal ab, ob ich nicht spontan vielleicht doch noch ein paar Stunden länger im Zimmer bleiben konnte - zum Pennen. Das Hotelpersonal war recht flexibel und so wäre das kein Problem gewesen. Mit Jakob aus der Gruppe vereinbarte ich, dass wir zusammen von Puchberg zum Venue nach Stixenstein fuhren. Er war auch in Puchberg untergebracht, jedoch in einem anderen Hotel.
Wir trafen uns am Vorabend, suchten uns in Puchberg ein nettes kleines Lokal und aßen Abendbrot. Während wir auf unser Essen warteten, las er, was die anderen in der Whatsapp-Gruppe zum Thema "Sandsäcke" schrieben. Er sagte nur "Oh Oh!". Scheinbar war eine größere Suchaktion im Gange...Wenn wir keine Sandsäcke hätten, wären wir aus dem Event raus gewesen. Alle, einfach so! Anreise, restliche Orga, alles für die Katz. Aber die Säcke fanden sich doch noch an und so fiel uns ein riesiger Stein vom Herzen. Es konnte losgehen.
Und das tat es! Nachdem wir nach dem Abendessen noch ein bißchen vorgeschlafen hatten, trafen wir uns um 0:00 Uhr, um zusammen zum Venue zu fahren. Da es immer noch unsicher war, ob ich 12 oder 24 Stunden durchhalte, ging ich auf Nummer sicher und entschied, doch mit meinem eigenen Auto hin zu fahren. Wir waren zwischen 0 und ein 1 Uhr da. Der Start des Events war für 2 Uhr in der Früh angesetzt. Im Vergleich zu sonst bei 4 Stunden Hurrican Heats waren diesmal einige Teilnehmer mehr anwesend. Wir waren so um die 150 Leute. Ich freute mich, alle Bekannte aus der Hurricane Heat Whatsapp Gruppe wiederzusehen, suchte mir einen Platz für meine Verpflegung und wartete dann auf den Beginn. Auch die Sache mit den Sandsäcken regelte sich schnell.
Nachdem alle Teilnehmer registriert waren, wurde als erstes aufgeklärt, wozu die 3 Sandsäcke gut waren:
- Ineinander stecken (damit sie schön haltbar sind)
- Auffüllen mit weiteren 20kg Kies
- Anmalen
Die Hurricane Heat bestand hauptsächlich aus teamorientierten Aufgaben, die gemeinsam in der Gruppe geschafft werden mussten. Da gab es zum Beispiel das Hungry Hippo Spiel. Hier waren 4 Teilnehmer die Beine des Hippos und der 5. der Kopf (der von den anderen 4 getragen wurde). Es gab mehrere Teams. Die Challenge bestand darin, von einem zentralen Haufen Tennisbälle so viele wie möglich in die eigene Ecke zu bringen - hungry for tennis balls...Danach hieß es wieder für jeden seine 3 Tennisbälle einsammeln und dann in 4 Reihen aufstellen. Gerd, unser Lead-Krypteia stellte sich vorn hin und sagte: "Wenn es heißt, daß jeder seine 3 Tennisbälle wieder einsammeln soll, wieso ist dann hier noch ein Tennisball übrig?" Keiner meldet sich!
Es folgte eine der genialsten Aktionen, die ich bisher erlebt hatte...ein "Blind-folded Gear Check". Dabei muss sich jeder Teilnehmer mit dem mitgebrachten Buff die Augen verbinden. Dann werden von den Krypteias Teile des Gears angesagt und die Teilnehmer dürfen sie mit verbundenen Augen aus ihrem Rucksack herausholen und hochhalten. Dann wird kontrolliert. Natürlich durften die 3 Tennisbälle nicht fehlen und so kam schnell ans Licht, wem der Ball fehlte...mehr sei hier nicht verraten.
Auch für das Herstellen der Teamfähigkeit gab es ein echtes Schmankerl. Das Geniale an Hurricane Heats ist, dass man lernt, auf welche grundlegende Mechanismen und Bedingungen man angewiesen ist, über die man aber trotzdem nie nachdenkt, weil man sie stets für gegeben hinnimmt. Wie sehr man darauf angewiesen ist, merkt man erst, wenn sie einem weggenommen werden.
Eine dieser Bedingungen ist Bodenkontakt. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass es fast nichts besseres gibt, als das Gefühl, direkt auf der Erde zu stehen und zu sein. Aber wenn man plötzlich in der Nacht mit festem Schuhwerk auf zwei hastig an den Füßen befestigten dicken Holzklötzen auf unebenen Terain steht, dann hat man den Kontakt zum Untergrund verloren. Normalerweise gleicht man dann mit Hilfe des Sehsinns aus, sofern man keinen Buff vor den Augen hat. Und hier kommt der Teamaspekt ins Spiel. So viel sei gesagt: Krypteias haben ein fantastisches Repertoir an Aufgaben, die es nicht erlauben, mal eben abzuschalten. Für mich ist das der beste Aspekt an einer Hurricane Heat.
Mit solchen und anderen Aufgaben vergingen die ersten 4 Stunden wie im Fluge. Ohne Frage: Das fordert jeden, der daran teilnimmt, aber es ist machbar - und macht riesigen Spaß. Einfach ein tolles Erlebnis. Es war nun der Zeitpunkt gekommen, daß die 4-Stunden-Teilnehmer ihr Dogtag und ihr Shirt bekamen. Leider ist Veit an dieser Stelle schon augestiegen. Aber der Mann ist erfahren und konnte sich gut einschätzen und hat - wie es sich für einen guten Sportler gehört - auf seinen Körper gehört. Auch das gehört dazu. Für diejenigen, die sich für die HH4HR angemeldet hatten und die sich nun entschlossen, in die Reihen der HH12HR-Teilnehmer aufzurücken, war es ein glorreicher Moment. Man versteht nicht, was das bedeutet, wenn man nicht dabei war. Es folgte eine kleine Pause, in der man sein Krönchen richten konnte, dann standen die 12- und die 24-Stunden-Teilnehmer als Gruppe zusammen. Die Aufwärmrunde war vorbei und es wurde ernst.
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High Plank mit 25kg auf dem Rücken |
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Solve the human knod |
Zunächst wurde uns von unserem Krypteia erklärt, dass der Bewertungsmodus sich gegenüber früheren HH12HR und HH24HR geändert hatte. Wurde man früher nach sogenannten Time Hacks sofort ausgeschlossen, wenn man sie nicht geschafft hatte, so war dies nun nicht mehr der Fall. Diesmal gab es nach jedem Time Hack einen Punch in ein Armband. Es galt eine gewisse Menge von Punches zu sammeln, um die HH12HR zu bestehen. Wie viele das sein mussten, wurde uns nicht gesagt. Man wußte also die gesamten weiteren 8 Stunden nicht, ob man die HH12HR besteht oder nicht und war somit immer motiviert, seine gesamte Energie in die Erfüllung der Aufgaben zu stecken. Das waren sicher Psychologen, die sich das ausgedacht hatten ;)
Die Aufgaben, die es zu erledigen galt, wurden alle durch Gewicht erschwert. Das ist der Mindfuck! Und das ist auch der Grund, weshalb man trainieren sollte, mit Gewicht unterwegs zu sein. Lange! Tut man das nicht, dann hat man entweder viel Kraft oder eine gute Eigenmotivation oder noch besser beides. Außerdem fehlt bei jeder Aufgabe eine Information, die es einem erlaubt, sie im Vorhinein abzuschätzen. Expect the unexpected! Ein geniales Konzept.
Task 1: Laufe bis zum Checkpoint innerhalb einer bestimmten Zeit (Time Hack), hole einen Punch und kehre zum Startpunkt zurück (innerhalb eines zweiten Zeitlimits)! Mit Rucksack - wir erinnern uns: der hat für Männer mindesten 25 Kilo und für Frauen lag er bei ungefähr 20kg. Ich bekam einen ersten Eindruck davon, was die Auswirkungen meiner Entscheidungen bei der Gewichtsauswahl waren. Wie gesagt, war der Sandsack gut im unteren Teil des Rucksacks befestigt. Und deshalb rieb er am unteren Rücken! Direkt auf dem Steiß. Die Folge war, dass ich ihn immer wieder anlupfte, bequemer rückte, das Shirt richtete usw. Unangenehm! Aber die Zeitlimits waren zum Glück kein Problem. Task 1 bestanden!
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Back after a little trail running.... |
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Analyse |
Hier kommt Beichte, Teil 1: Als ich die "gewisse" Anzahl Runden vernahm und die Bedingungen, unter denen sie zu absolvieren waren, dachte ich: "Oh my fucking god! Ich bin froh, wenn ich die schaffe." Ich habe keinen Gedanken auch nur ansatzweise an die höhere Anzahl geschweige denn an die Runden, die für andere Teilnehmer gezählt hätten, verschwendet. In dem Moment, als der Task beschrieben wurde, begann bei mir die Abschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit - und zwar insbesondere unter der Bedingung, daß wir uns gerade mitten im Event befanden und ich nicht wußte, was noch kommt. Also entschied ich mich für das Minimum. Es sollte sich herausstellen, dass das unter strategischen Gesichtspunkten die richtige Entscheidung war. Aber in Bezug auf den Teamaspekt war das nicht ok. Jakob hatte am Vorabend beim Abendbrot bereits erzählt, dass es Situationen gibt, in denen der Egoismus siegt und ich hab innerlich eigentlich nicht wahrhaben wollen, daß das passiert. Aber die Erfahrung hat gezeigt, daß es so war. Als ich meine Runden erledigt hatte, war wieder eine kleine Pause - ich hätte also noch Zeit für weitere Runden gehabt! Aber ich habe mich entschieden, wieder die Batterie aufzufüllen und dem nächsten Task entgegen zu blicken. Und das war auch bitter nötig.
Task 3: Berglauf! Time to get real! Natürlich war es nicht nur ein Berglauf. Hatten wir bei Task 1 den Rucksack und bei Task 2 den Sandsack, so durften wir nun mit beidem spielen. 45kg! Das Zeitlimit lag bei 3 Stunden. Der Tag bewegte sich auf Mittag zu und die Sonne begann zu brennen. Das "versüßte" uns die Sache noch ein wenig. Es ging los mit Crabwalk. 15 Minuten lang, der schnellste legte die Distanz fest, die alle anderen auch absolvieren mußten (was dann natürlich länger dauerte). Es war die Hölle. Meine Beine begannen zu verkrampfen. Mist, Schohnhaltung einnehmen, langsam machen. Kraft einteilen - schwierig. wenn es um Kraftausdauer geht. Hab ich schon erwähnt, dass ich keine Kraft habe? Genau das Richtige für ein Event wie dieses... Max fightete wie ein Berserker. Es war erstaunlich: wenn er einen kurzzeitigen Wutanfall bekam, setzte er Energien frei, die mir die Kinnlade runterfallen ließen. Irgendwann scherte er aus der Gruppe aus und lag am Wegrand. Es ging Ihm nicht gut. Aber wie nicht-gut, das erfuhr ich erst später. Er wollte aufhören. Ich hab ihn solange bearbeitet, bis er seinen Rucksack wieder auf dem Rücken hatte und den Sandsack auf dem Bauch und weitermachte. Er war vor mir am Crabwalk-Ziel! Veiti und Nadia gingen zwischen den "Crabs" hin und her und feuerten jeden an. Veit meinte zu mir "Los Lars, Du schaffst das!". Ich sagte: "Ich weiß.", war mir aber alles andere als sicher.
Dann hieß es Sandsack ablegen und mit Rucksack den Weg entlang. Alles was wir wussten, war, daß wir den Markierungen folgen sollten, bis wir zu einem Checkpoint kamen, wo eine Aufgabe auf uns wartete. Also lief ich los - den Weg entlang. Ich war sehr weit hinten, weil der Crabwalk mit Gewicht extrem anstrengend und kraftraubend gewesen war. Aber auf dem Weg wurde es besser. Gehen, Laufen. Das konnten meine Beine, hatte ich doch eine Woche vorher den Pitz Alpine P54G geschafft. Ich lief und lief und lief. Unterwegs begann ich bereits, einige der anderen wieder einzusammeln. Ich ging ein Stück mit Sonja und wir sprachen uns gegenseitig Mut zu. Dann ließ sie mich ziehen. Später schloß ich wieder zu Max auf, der sehr viel weiter vor mir war, als ich angenommen hatte. Wir gingen ein Stück zusammen und wunderten uns. Markierung? Fehlanzeige. Irgendwann wurde meine innere Unruhe zu stark. Das verdammte Timelimit für den Checkpoint rückte näher. Ich hörte auf, Pausen zu machen. Also ging ich weiter, wischte die Zweifel weg, ob ich noch richtig war. Schließlich konnte man bisher gar nicht falsch abgebogen sein. Dann sah ich ihn, den Wegweiser - am Rand des Weges, der sich inzwischen in einen schottrigen Bergwirtschaftsweg verwandelt hatte. Und die Sonne brannte unerbittlich! Und es ging schon eine gefühlte Ewigkeit bergauf! Ich passierte Jakob und Sabine. Alle waren vor mir aus dem Crabwalk gekommen. Wieder ein Wegweiser. Eine Kreuzung, die ich mir gut ansah, um zu sehen, wo ich herkam und wo ich hinging. Dann kamen die ersten Kameraden entgegen, die bereits am Checkpoint gewesen waren. Es war nicht mehr weit und die letzten paar hundert Meter vergingen sehr schnell.
Am Checkpoint bekamen wir einen Zettel mit einem Vers und uns wurde erklärt, dass wir diesen nun auswendig lernen sollten. Zuerst war ich entsetzt, oder besser: geschockt. Was? Ich soll ein Gedicht lernen? Aber dann fand ich es plötzlich genial. Ich stand da in der brütenden Mittagssonne, schwitzte aus allen nur erdenklichen Poren und soll ein Gedicht lernen. Was für eine abgefahrene Situation!
Also schaute ich auf die Zeilen (es waren 4) und begann den Text zu lernen. Ich kann ihn immer noch:
No one is born a warrior. You choose to be one when you refuse
to stay seated. You choose to be one when you refuse to back
down. You choose to be one when you stand up after being
knocked down. You choose to be one because if not you, who?
Mit der Zeit erkannte ich die Melodie (Ich weiß nicht, ob es wirklich ein Lied mit diesem Text gibt). Aber er hatte Rythmus. Dann war es ganz leicht! Als ich mir sicher war, dass ich ihn konnte, ging ich zu Gabriele (Smiley), die auch Krypteia bei unserem Venue war, und sagt: "Ok, hear my song!". Und gab den Spruch beim ersten Mal fehlerfrei wider. Sie sagte: "That's the right way to memorize." und lächelte. Ich bekam zwei Punches, einen für das Einhalten des Zeitlimits und einen für den Vers. Dann ging ich zurück zu meinem Rucksack, hiefte ihn auf meinen Rücken und begann den Rückweg.
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Learning time.... |
Auf dem Weg nach unten gab ich so vielen Kameraden wie möglich einen Hinweis, wie weit es noch ungefähr war, um sie zu motivieren. Aber die Zeit schritt gnadenlos voran. Es war praktisch unmöglich, dass sie es noch rechtzeitig nach oben schafften. Für mich ging es bergab. Ich nutzte das aus und begann stellenweise zu joggen. Und immer wieder mußte ich den Rucksack zurechtrücken, anheben oder _irgendwie_ anders tragen, damit er nicht an meinem Rücken scheuert. Hatte ich oben schon viel Zeit durch das schnelle Lernen gutgemacht, so überholte ich nun auch wieder einige der anderen Teilnehmer. Als ich an Christina vorbei kam, fragte sie: "Und, geht's dir gut?". Ich sagte nur "Nein." und lachte. Ich war platt, aber die Beine funktionierten. Team "Lars und sein Körper" rockt eine HH12HR. Also ging ich weiter. Es lief.
Als ich zurück beim Sandsack-Ablageplatz war, hieß es wieder Sandsack aufnehmen und Crabwalk zurück. Allerdings nur die halbe Strecke. Dort stand Marco mit der Krypteia-Fahne. Hatte er grad eben noch gesagt, dass ich noch 2 Minuten hatte, um bei ihm im Zeitlimit anzukommen? Ich gab Gas und schaffte es. Dann mußte ich den Vers erneut aufsagen. Ich konnte ihn noch - wieder zwei Punches! Ich hatte es geschafft. Time to relax! Plötzlich meinte Marco, dass noch eine halbe Stunde Zeit war bis zum Zeitlimit. Mir fiel erneut die Kinnlade runter! Ich hatte es geschafft, war am Ende meiner Kräfte und trotzdem war immer noch eine halbe Stunde Zeit? Dann setzte die Erleichterung ein.
Ich schleppte mich zum "Rest Area" und war einfach nur mal ne Weile lang platt, trank etwas, aß eine Banane und ging auch mal in den kleinen Bach, der am Venue vorbeifloß, um meine Füße zu kühlen. Allen, die bereits angekommen waren, stand die Anstrengung und Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Mir wurde langsam klar, dass dies der letzte Task der HH12HR gewesen war, denn die 12 Stunden neigten sich langsam dem Ende entgegen. Wir warteten, bis alle Teilnehmer wieder auf dem Gelände waren und auch für sie gab es genügend Zeit, um sich zu regenerieren. Unsere letzte und wichtigste Aufgabe war das "Abliefern" unserer Punches. Veiti übernahm die Registrierung. Er war nach seiner HH4HR zusammen mit Nadja praktisch zum HH Volunteer geworden und unterstützte Gerd und Marco.
Es kam der Moment, an dem wir alle wieder als Gruppe Aufstellung nahmen und als verkündet wurde, wer die HH12HR geschafft hatte. Und wichtiger noch: der Moment in dem ich mich entscheiden mußte. Die Auswirkungen waren klar: Mache ich weiter, muss ich im September nach Lipno. Tue ich es nicht, war mein Hurricane Heat Jahr beendet. Ich hatte immer noch das Gefühl präsent, wie der Rucksack auf dem Rücken scheuert. Ich stellte mir vor, wie ich den Rucksack noch 12 Stunden tragen muss und wie sich mein Rücken dann anfühlt. In dem Moment wußte ich, wie ich mich entscheide. Wibke hatte gesagt, ich soll auf mein Bauchgefühl hören und das war der beste Rat, den ich hätte bekommen können. Für mich war die Reise nach der HH12HR zu Ende. Thomas hatte irgendwann vor dem Event ein Bild auf Facebook gepostet, auf dem stand "Alles kommt im richtigen Moment zu Dir." Das stimmt, wenn man Geduld hat.
Dann gab Gerd bekannt, wieviele Punches man hätte maximal erreichen können - es waren 10 - und wie viele mindestens erreicht werden mußten, um die HH12HR erfolgreich gefinisht zu haben und in die HH24HR aufzurücken. Das waren 8. Ich hatte sie geschafft - Finisher! Ziel angepeilt und durchgezogen. Max erfuhr, dass er sie nicht geschafft hatte - obwohl er sich heldenhaft durch die Tasks gekämpft hatte. Wie konnte das sein? Er erzählte, daß es ihm zu schwer gefallen war, den Vers auswendig zu lernen. Also hatte er diesen Punch nicht bekommen. Außerdem erzählte er, daß sein Körper gestreikt hatte, noch einmal in den Crabwalk zu gehen, nachdem er zurück bei seinem Sandsack war. Wieder kein Punch! Es war niederschmetternd! Ich konnte mich gar nicht so richtig über mein Dogtag freuen.
Später am Abend, nachdem ich im Hotel gewesen war und erst einmal ausgiebig geduscht hatte, suchten wir uns ein Lokal zum Abendessen - was nicht einfach gewesen war :) Natürlich haben wir die H3X analysiert und Max meinte, er nimmt es sportlich und wird es wieder versuchen. Aber ich - und das könnte man als Beichte Teil 2 sehen - dachte und denke, dass ich Ihm vielleicht doch noch zu einem Punch mehr hätte verhelfen können. Hätte ich nicht in der "Rest Area" gewartet, sondern wäre zurück zum Sandsack-Ablageplatz gegangen und hätte ihn angefeuert. Dann hätte er vielleicht den letzten Crabwalk geschafft...
Das ist vielleicht die wirklich letzte Challenge der H3X - zu merken, daß es schwer ist, den eigenen Film zu unterbrechen und mehr auf seine Kameraden zu schauen. Mal schauen, wie es beim nächsten Mal läuft...
Oh, da fällt mir noch was richtig Geiles zum Schluß ein: UNSER VENUE HAT DIE H3X GEWONNEN!!